Die Geburtsgeschichte von Fabienne, Mathias & Noé
29. Juni 2024
Meine erste Geburt war schon wunderschön. Hier möchte ich euch aber die Geschichte meiner zweiten Geburt, von Noé, erzählen. Zwei total unterschiedliche Geburten, zwei unglaublich prägende Erlebnisse.
Eine komplikationsfreie Schwangerschaft
Glücklicherweise hatte ich zum zweiten Mal eine komplikationsfreie Schwangerschaft, welche ich die ganze Zeit sehr geniessen konnte. Für mich war von Anfang an klar, dass ich bei dieser Geburt wieder ins Geburtshaus gehen möchte. Mich blockierte jedoch noch etwas, bis ich die Anmeldung abschicken konnte. Mir wurde bewusst, dass ich die Geburt meines ersten Kindes nochmals anschauen und verarbeiten wollte. Von aussen gesehen war es eine sehr schöne und komplikationslose Geburt, mit grossartiger Unterstützung meines Mannes und des Geburtshaus-Teams. Was mir aber auch in Erinnerung blieb, war ein Gefühl der Überforderung. Ich habe mich deshalb mit professioneller Unterstützung intensiv mit diesem Thema und mit mir selbst beschäftigt. Dafür war ich bei Nicole Freuler (Hebamme im Geburtshaus) in der psychologischen Beratung und in der Cranio Sacral Therapie.
Es geht los!
Der errechnete Geburtstermin (22. Juni 2024) kam und ging, unser Baby wollte wohl noch etwas bei mir im Bauch bleiben. Ich wurde zunehmend ungeduldig und wünschte mir, dass sich das Baby endlich auf den Weg zu uns macht. Die Sommerhitze und die immer stärkeren Schwangerschafts-Wehwehchen machten mir zu schaffen. Und dennoch… Ich genoss jeden Tag, den ich noch weiter mit meinem Grossen verbringen durfte. Mir war bewusst, dass sich nach der Geburt so einiges verändern wird, so auch unsere Beziehung.
Den Freitag (ET+6) verbrachte ich ganz gemütlich zu Hause mit meinem Grossen. Während eines langsamen Spaziergangs spürte ich, dass sich der Druck auf mein Becken verändert hatte. Als am Abend wieder Übungswehen kamen, witzelte mein Mann, dass der Zeitpunkt für die Geburt ideal wäre, da jetzt Wochenende ist. Um 20 Uhr nahm ich mit meinem Grossen ein Bad – noch ein letztes Mal mit Babybauch. Da hatte ich bereits alle zehn Minuten Wehen, die ich aber gut veratmen konnte. Ich meldete mich im Geburtshaus und bei Isabell, der Fotografin. Es ging los! Endlich! Das hiess, dass wir schon bald unser «Böhnli» in den Händen halten werden! Aufregung und Nervosität machten sich in mir breit. Die Wehen blieben die ganze Nacht hinweg im Abstand von zehn Minuten, waren jedoch immer noch nicht sehr stark. Nach einer Stunde Schlaf verzog ich mich aufs das Sofa und veratmete die Wehen dort. Am frühen Morgen, um 6 Uhr, entschieden wir uns, ins Geburtshaus zu fahren. Ich wollte unbedingt aus dem Haus sein, bevor mein Sohn aufwachen würde.
Ankommen im Geburtshaus
Hebamme Rahel und die Geburtsfotografin Isabell erwarteten uns bereits mit einem grossen Lächeln. Erfreulicherweise durften wir wieder in das gleiche Geburtszimmer wie bei meiner ersten Geburt. Als wir ankamen, wurden die Wehen leider wieder weniger. Damit rechnete ich schon und wusste, dass ich einfach etwas Zeit benötige, um wieder in meinen Flow zu kommen. Nach etwa zwei Stunden war der Flow zurück, meine Wehen wurden wieder stärker und die Abstände kürzer. Die Wehen spürte ich vorwiegend im Kreuz. Ich war deshalb froh, dass mein Mann bei jeder Wehe angesprungen kam, um mir den unteren Rücken zu reiben und Druck auszuüben.
«Äpfel schütteln» hat geholfen
Der Hebammen-Schichtwechsel von Rahel zu Sarah hat wunderbar geklappt und meinen Flow nicht weiter gestört. Sarah schlug nach dem ersten Kennenlernen ein paar Massnahmen zur Anregung der Wehen vor. Alles schien nach Plan zu verlaufen und die Wehen wurden immer intensiver. Die Schmerzen wurden auch stärker und ich musste mich sehr auf die Veratmung der Wehen konzentrieren. Sarah und mein Mann haben mich dabei enorm unterstützt. Meine jahrelange Yogaerfahrung kam mir beim stundenlangen tiefen Atmen sehr zugute, denn so konnte ich sehr gut bei mir und meinem Baby bleiben und meinen Körper besser spüren. Ich blieb konstant in Bewegung und versuchte verschiedene Positionen, um möglichst gut mit den Wehen mitarbeiten zu können. Dem Baby ging es zu jeder Zeit sehr gut und arbeitete ebenfalls tatkräftig mit. Nach einer weiteren Untersuchung stellte Sarah jedoch fest, dass der Kopf etwas schief im Becken lag. Sie begleitete mich einfühlsam und mit viel Erfahrung, um den Kopf etwas aus dem Becken zu bringen und wieder korrekt hineinzuführen. Dafür wendete sie eine Methode an, die sich «Äpfel schütteln» nennt. Sie kündigte vorab an, dass die Geburt nach dieser Massnahme schnell vorangehen könnte, was tatsächlich der Fall war. (Kleine Randnotiz: Mein Mann hat in dieser Zeit gemütlich zu Mittag gegessen, nichts ahnend, dass er in Kürze seinen Sohn in der Welt begrüssen darf.)
Kraftvoll gebären
Wenig später platzte die Fruchtblase und ich durfte in die lang ersehnte Badewanne. Jetzt ging alles ganz schnell… Keine zehn Minuten nachdem ich in die Badewanne stieg, konnte ich das Köpfchen ertasten. Wow – was für ein aussergewöhnliches Gefühl! Da die Geburt meines ersten Sohnes recht lange dauerte, war ich einen Moment lang überfordert, dass es dieses Mal so schnell vorangeht. Sarah begleitete mich überaus achtsam und geduldig, hat mir geholfen, selber zu spüren, was mit meinem Körper passiert und hat mir mit ihren motivierenden Worten in der letzten Phase der Geburt unglaublich viel Mut gemacht. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir, hielt meine Hand und sagte unterstützende Worte.
Als ich plötzlich einen starken Pressdrang verspürte, musste ich mit Sarahs Anleitung noch auf eine weitere Wehe warten. Wir haben dafür gemeinsam mit den Händen das Baby zurückgehalten. Mann, war das anstrengend und schmerzhaft! Ich brauchte all meine Kraft dafür und wollte einen kurzen Moment fast aufgeben – und dann kam der Kopf. Ich kann mich gut an das Gefühl von vielen weichen Haaren im Wasser erinnern.
«Ich durfte unseren Sohn zusammen mit Sarah im Wasser auffangen und ihn direkt auf meine Brust nehmen.»
Ein absoluter Herzenswunsch ging somit in Erfüllung, denn ich wollte von Anfang an versuchen, das Baby mit meinen eigenen Händen in Empfang zu nehmen. In diesem Moment stand die Welt still.
Was für ein Wunder!
Ich hatte nur Augen für unser Baby, für unseren Noé. Was für ein Wunder! Wir haben ganz viel Zeit bekommen, um ihn friedlich ankommen zu lassen und ihn zu bestaunen. Die Nabelschnur konnte noch auspulsieren und danach erhielt mein Mann die Ehre, diese zu trennen. Anschliessend wurde die Plazenta noch im Wasser geboren und inspiziert. Draussen aus der Wanne kontrollierte Sarah meine Geburtsverletzung, während Papa und Sohn etwas Bonding-Zeit geniessen konnten.
Die erste Stunde
Danach führte Tanja, die dritte Hebamme, in aller Ruhe die erste Untersuchung unseres Sohnes durch. Diese fand auf dem Bett statt, damit ich alles ganz nah mitbekam. Für diese Erfahrung bin ich ebenfalls sehr dankbar. Dann konnten wir zu dritt die erste gemeinsame Zeit verbringen. Konnten uns erholen, schlafen, essen und vor allem zusammen kuscheln. Einfach ein unbeschreibliches Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Das Wochenbett verlief ebenso harmonisch.
Die Hebammen waren teilweise auch schon bei der Geburt dabei und haben uns perfekt betreut. Ich war dankbar, dass immer dieselben Hebammen da waren und ich mich nicht immer auf neue Gesichter einlassen musste. Die Hebammen im Geburtshaus wissen ganz genau, wie viel Betreuung nötig ist und wie viel Freiraum sie den Familien geben sollen. Das finde ich genial! Der Austausch mit den Hebammen war jederzeit professionell und doch fühlte es sich an, als ob man sich mit einer Freundin austauscht. Sie ermöglichen so einen idealen Start ins Leben eines kleinen Menschens und auch ins neue Familienleben.
Zum Schluss kann ich überglücklich sagen, dass ich meine Traumgeburt erleben durfte, die mich in meinem Urvertrauen und dem Mama-Sein immens gestärkt hat. Alles lief so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich fühlte mich in keinster Weise ausgeliefert, sondern durfte selbstbestimmt und kraftvoll unseren Sohn auf diese Welt begleiten. Ich hätte nicht gedacht, dass der Start eines neuen Lebens tatsächlich so harmonisch verlaufen kann. Für mich war dieses Geburtserlebnis nicht nur unfassbar schön, sondern auch sehr heilsam in vielerlei Hinsicht. Ich bin meinem Mann, dem Geburtshaus-Team und Isabell unendlich dankbar für ihre Unterstützung und für diese Erfahrung.
Lust auf weitere Geburtsgeschichten?
Liebe Fabienne, lieber Mathias. Von Herzen Danke für euer Vertrauen und dass wir eure Geburtsgeschichte hier zeigen dürfen. Es war wundervoll mit euch. Eure Geburtshaus-Hebammen.