Als Crowdfunding-Projekt gestartet und heute als Alternative zum Spital nicht mehr wegzudenken. Vier Hebammen aus dem Appenzellerland hatten genug «Pfupf im Födlä», um das Projekt Geburtshaus St.Gallen in windeseile aus dem Boden zu stampfen. Am 1. April 2019 öffnete das Geburtshaus erstmals seine Türen und bereits einen Tag später kam Marius als erstes Geburtshaus-Kind purlimunter auf die Welt.
Von 0 auf 100
Ganz so hürdenlos wie es oben tönt, war es dann doch nicht, dieser Aufbau. Gründerinnen-Team Aline Steiger, Carina Piatti, Mirjam Kelemen und Sabine Kurz haben sich durch die gemeinsame Hebammenarbeit im Spital Heiden kennengelernt. Während zwei Jahren haben sie mit mal mehr oder weniger externer Unterstützung einen Businessplan erarbeitet, einen Standort gesucht und gefunden, Kosten und Einnahmen budgetiert, eine Crowdfunding-Kampagne lanciert, das Startkapital mit Investoren und Crowdfunding „aufgetrieben“, den Umbau begleitet, das ganze Geburtshaus eingerichtet und schliesslich und in letzter Sekunde beim Gesundheitsdepartement die Bewilligung für die Spitalliste eingeholt. Punktlandung.
Schnell war klar, dass ein Teil der Startfinanzierung über Crowdfunding abgedeckt werden soll. Der Film zur Crowdfunding-Kampagne ging raus in die Welt. Was dann geschah, ist kaum in Worte zu fassen. In 90 Tagen kamen 123’765 Franken zusammen.
Das Geburtshaus war geboren
Mit einem Team von 10 Hebammen und 2 Administrations-Feen eröffnete das Geburtshaus St.Gallen nach einem gelungenen Tag der offenen Türen am 1. April 2019 seine Türen. Die bis anhin leeren und nie benutzten Räume wurden mit neuem Leben gefüllt und bereits einen Tag nach der Eröffnung kam Marius, das erste Geburtshaus-Kind, gesund zur Welt. Ein sehr emotionaler Moment für alle. Die Vision wurde Wirklichkeit und das Geburtshaus St.Gallen war geboren.
Die ersten 100 Tage
Die ersten 100 Tage waren ein Prozess des Findens und des Werdens, geprägt von einer steilen Lernkurve. 40 Geburten und 5 Familien nach Spitalgeburt haben die Hebammen in den ersten 100 Tagen begleitet. Was für ein Start!
Die grosse Nachfrage hat alle Erwartungen übertroffen und die Leitung musste schnell einen Gang zulegen und grösser planen und denken. Bereits nach wenigen Wochen stiess das Geburtshaus personell an seine Kapazitätsgrenzen. Kaum gestartet war das Geburtshaus auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen.
Diese Thematik beschäftigte die Gründerinnen auch die kommenden Monate wenn nicht Jahre. Heute beschäftigt das Geburtshaus 32 Mitarbeiterinnen, fast dreimal soviel wie zu Beginn.
Die Nachfrage hält an und zeigt ganz deutlich: Es ist gut, dass es diesen Ort gibt und dass die Frauen in der Region heute eine Wahlfreiheit haben, wo sie ihr Kind gebären und die ersten Tage nach der Geburt verbringen möchten.
Für uns ist das Geburtshaus nach wie vor ein Ort voller Wunder, der beseelt ist von unglaublich berührenden Geschichten und Momenten. Wir danken allen Familien, die uns in den vergangenen Jahren, zum Teil sogar mehrmals, ihr ganzes Vertrauen geschenkt haben, in dem wir sie in den so vulnerablen und prägenden Phasen von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett begleiten durften.