CTG, Wehenmittel, Wehensturm.
Im Spital angekommen, wurden wir direkt in einen Gebärsaal geführt. Eine sympathische Hebamme begrüsste uns und Rebecca erzählte ihr, was bisher passiert war. Um 12:15 Uhr wurde ich wieder ans CTG angeschlossen. Zu dem Zeitpunkt waren die Abstände zwischen den Wehen wieder länger – bei ca. acht Minuten. Nach einer halben Stunde wurde das CTG erstmals ausgewertet. Es war leider weiterhin nicht so wie gewünscht. Da sich die Geburt so hinauszögerte, wurde mir die PDA empfohlen. Ich lehnte jedoch ab und war mir sicher, dass ich es auch dieses Mal wieder ohne solche Mittel schaffen würde – genau wie bei den beiden anderen Geburten.
Da die Geburt von alleine nicht weiterging, beschlossen die Hebammen in Absprache mit der diensthabenden Ärztin, dass ich Wehenmittel über einen venösen Zugang bekommen sollte. Das würde die Abstände verkürzen und die Wehen stärker machen, damit sich hoffentlich was tue. Ich hatte Angst, war aber einverstanden, da ich mir natürlich Sorgen um mein Kind gemacht habe. Gesagt getan: Ich bekam das Wehenmittel und die Abstände wurden sehr schnell kürzer. Zuerst kamen sie alle drei Minuten und dann plötzlich noch viel schneller und ich hatte einen Wehensturm. Die Schmerzen waren schlimm. Ich veratmete sie im Stehen, hielt mich am Bett und an meinem Mann fest und vertönte sie. Das ging dann eine Weile so – mit Wehenabständen von 60 Sekunden. Die Hebamme bat mich um ca. 14 Uhr, aufs Bett zu liegen für eine erste vaginale Untersuchung im Spital. Der Muttermund war bei fünf Zentimeter. Es hatte sich seit dem Geburtshaus also immerhin ein bisschen etwas getan. Ich bat nochmals darum, in die Badewanne zu dürfen. Weil das CTG aber immer noch schlecht war, war es zu riskant – und ich musste auf dem Bett bleiben.
«Mein Kräfte liessen nach und die Wehen waren konstant sehr stark und folgten schnell aufeinander.»
Es fühlte sich für mich in dem Moment wie eine Ewigkeit an, dabei verging gar nicht so viel Zeit. Ich bekam Lachgas, um die Wehen etwas besser auszuhalten. Ich war davon wie weggetreten und etwas «high». Dennoch hörte ich alles, was um mich herum geschah. Auch wie die Hebammen und Ärzte darüber sprachen, dass unser CTG nun pathologisch sei. Das machte mir total Angst. Um 14:30 Uhr verlangte ich nach einem Kaiserschnitt. Natürlich meinte ich das nicht ernst, aber mir ging es so schlecht und ich wollte nur noch, dass diese Schmerzen aufhörten.
PDA und ein bisschen Entspannung.
Mir wurde nochmals eine PDA empfohlen und ich willigte ein. Das Team der Anästhesie kam schnell und um 15 Uhr war die PDA bereits gelegt. Ich spürte die Wehen kaum noch und war sehr froh darüber. Für wenige Minuten bin ich sogar eingeschlafen. In dieser Zeit war auch im Krankenhaus Schichtwechsel angesagt und zwei ebenfalls liebe Hebammen kamen zu uns.
Um 15:10 Uhr wurde nochmals nach dem Befund geschaut und der Muttermund war bei sieben bis acht Zentimeter. Da das CTG aber immer schlechter wurde, entschieden sich die Ärzte zu einer MBU. Dabei wird das Blut des Babys untersucht, um die Sauerstoffversorgung zu überprüfen. Nur schon der Gedanke daran, dass es meinem Kind so schlecht geht und es jetzt auch noch in den Kopf gestochen wird, um Blut abzunehmen, war für mich schrecklich. Bei der MBU kam raus, dass die Werte nicht gut sind, aber auch noch nicht kritisch. Die Ärzte meinten, sie gäben dem kleinen Mann noch eine Stunde Zeit. Wenn er bis dahin nicht käme, müssten sie nochmals untersuchen und eventuell einen Kaiserschnitt machen.
«Ich presste einfach irgendwie drauflos und es half.»
Nach dem Test beim Baby entschlossen sich die beiden Hebammen, die mich betreut haben, dazu, das Apfelschüttel-Manöver zu wiederholen, das wir schon im Geburtshaus versucht hatten. Ich bewegte mich mit ihrer Hilfe in den Vierfüsslerstand und mein Becken wurde geschüttelt. Zu diesem Zeitpunkt war es 15:50 Uhr. Die Wehen waren dank der PDA gut aushaltbar und ich veratmete sie regelmässig. Leider konnte ich nicht mehr aufstehen und musste liegenbleiben. Um 16:22 Uhr wurde ich wieder untersucht und der Muttermund war tatsächlich bei zehn Zentimeter. Ich verspürte jedoch keinen Pressdrang, da dieser von der PDA unterdrückt wurde. Die Hebamme bat mich, mitzuschieben, wenn die nächste Wehe komme – doch ich spürte einfach nichts. Das war neben dem Wehensturm einer der schwierigsten Momente für mich. Ich wusste, dass ich mitarbeiten sollte, um meinem Baby den Ausweg zu erleichtern. Ich wusste eigentlich, wie es ging, da ich es schon zwei Mal erlebt hatte. Aber beide anderen Male waren in einer ruhigen Umgebung in der warmen Badewanne. Ich presste also einfach irgendwie drauflos und anscheinend half es.
«Ennio wurde mir sofort auf die Brust gelegt.»
Um 16:30 Uhr, also nur acht Minuten später, war der Kopf geboren und kurz danach auch der Körper. Ennio schrie sofort, sah rosig aus und wurde mir direkt auf die Brust gelegt. Der Moment war unbeschreiblich. Sofort hatte ich und auch mein Mann Tränen der Erleichterung und der Freude in den Augen.
«Ich blendete alles rundherum aus und genoss den magischen Augenblick des ersten Kennenlernens.»
Auch die Plazenta wurde kurze Zeit später vollständig und ohne Probleme geboren. Die Hebammen liessen uns allein und wir konnten in Ruhe ankommen. Um 17 Uhr habe ich den kleinen Mann das erste Mal gestillt. Danach wurde ich auf Geburtsverletzungen untersucht (es war zum Glück bis auf eine kleine Schürfung alles gut), durfte duschen und Ennio bekam ebenfalls den ersten Check-up.