Wir haben ja schon manches erlebt, in unserem Hebammenalltag. Aber die Pfingsten 2022 gehen in die Geschichte des Geburtshauses ein.

Allen ist klar: In der ausserklinischen Geburtshilfe wird das Wort «planen» nie verwendet. Kann man nicht, geht nicht, gibt’s nicht. Wir reden da von einem Zeitraum von fünf Wochen, in dem ein Kindli auf die Welt kommen kann. Ganz regulär, termingerecht, also drei Wochen vor dem errechneten Termin bis zwei Wochen danach. Jede werdende Mutter, jedes Kindli braucht seine Zeit. Und diese Zeit zu geben, ist uns wichtig. So werden wir regelmässig überrascht, wann sich die Kinder auf den Weg machen. So auch an diesem Pfingstwochenende.

Angefangen hat es bereits am Freitag, aber da war mit den zwei Geburten noch alles entspannt und im Rahmen. Nichts Auffälliges, nichts Aussergewöhnliches. Am Samstag in der Nacht ging es mit dem Babysturm dann los. Drei am Samstag, eines am Sonntag und am Pfingstmontag hat dann alles überbordet. Pfingstmontag hatten wir fünf Geburten und die sechste Frau, die auch mit Wehen kommen wollte, mussten wir leider und zum ersten Mal überhaupt ablehnen und ins Spital überweisen.

Denn leider war wirklich jedes Zimmer, jede Nische belegt. Eine solche Situation hat es in den drei Jahren noch nie gegeben. Die Herausforderung war in diesem Moment nicht personell, sondern wirklich der Platz. Was wurde in diesen Tagen gewaschen, aufgefüllt, organisiert, eingesprungen, geputzt, Essen aufgetischt und wieder abgeräumt. Alles in der Endlos-Schlaufe.


Die Kinderlein kamen wie am «Schnürli»

Samstag, 4.6.2022:  

Raphael 04:07 Uhr

Liv 11:32 Uhr

Elin 21:53

 

Sonntag, 5.6.2022:

Silas 10:04 Uhr

 

Pfingstmontag, 6.6.2022:

Romi 01:18 Uhr

Ariana 06:33 Uhr

Emilia 10:21 Uhr

Elia 13:04 Uhr

Isabella 22:52


Jetzt könnte man meinen, zwischen all diesen Geburten liegen ja immer ein paar Stunden. Da hat man ja genügend Zeit für alles, was anliegt und erledigt werden muss. Aber wer schon Eltern ist oder in der Geburtshilfe arbeitet weiss, dass eine Geburt ein Prozess ist, der Stunden gehen kann.

Im Geburtshaus ist die Geburtsbetreuung 1:1, das heisst, für jede gebärende Familie ist eine Hebamme da. Und ja, in einem solchen Babysturm, reichen auch die eingeplanten Hebammenressourcen nicht aus. Da muss aus dem Pfingstfrei eingesprungen und Überzeit gemacht werden. Das lässt sich alles gut einrichten und ist organisierbar. Aber an den Räumlichkeiten können wir, wenn alle Familienzimmer, Pikettzimmer, Kontrollzimmer und beide Gebärzimmer bereits belegt sind, eben nichts ändern.

Aber das ist auch genau einer der Gründe, wieso wir Hebammen unseren Beruf so lieben. Fernab von Bürozeiten sind wir dann da, wenn es uns braucht. Unser Beruf ist wie das Leben selbst - mal ruhig, mal lebendig, bunt gemischt und manchmal auch ein bisschen chaotisch.

Es grüssen euch herzlichst aus dem Geburtshaus

Eure Hebammen